Die Vorträge von Aljoscha Epprecht und Rico Lüthi am 23. September 2024 zeigen zwei komplementäre Perspektiven auf WordPress: Die technische Systemadministration einerseits und die didaktische Wissensvermittlung andererseits. Während Aljoscha aus der Sicht eines Linux-Administrators die Herausforderungen grossskaliger WordPress-Installationen adressiert, beleuchtet Rico den Weg, wie Menschen verschiedener Fachrichtungen WordPress effektiv erlernen können.

Beide Vorträge vereint das Ziel, komplexe Aspekte von WordPress zugänglicher und handhabbarer zu machen.

Zentrales Management von WordPress-Installationen aus Sicht eines Linux-Systemadministrators

Aljoscha Epprecht bringt als Referent eine langjährige Erfahrung als Linux-Systemadministrator im Hochschulumfeld mit. Seine Expertise liegt ursprünglich im Bereich Hardware, Rechenzentren und Unix/Linux/Solaris-Systemen. Als klassischer Terminal-orientierter Administrator hatte er anfangs wenig Berührungspunkte mit Webapplikationen und graphischen Benutzeroberflächen.

Die Herausforderung, der er sich stellen musste, war die Verwaltung von mehreren hundert WordPress-Installationen. Diese Systemlandschaft war äusserst heterogen: verschiedene PHP-Versionen, unterschiedliche Ordnerstrukturen und diverse Account-Strukturen mit verschiedenen Berechtigungen mussten verwaltet werden. Besonders komplex waren die grossen Multisite-Installationen mit bis zu 9.000 aktiven Nutzern und 300.000 Uploads. Der manuelle Verwaltungsaufwand war entsprechend hoch.

Die technische Infrastruktur basiert auf Linux-Servern mit Red Hat und nutzt eine Container-basierte Architektur. Dabei handelt es sich um ein eigenentwickeltes Container-Format, das jeweils 10-20 WordPress-Installationen pro Container beherbergt. Insgesamt werden 20-30 solcher Container betrieben. Das System integriert auch ein automatisiertes SSL-Management mittels Let’s Encrypt.

Aljoscha Epprecht

Für die Automatisierung setzte Aljoscha zunächst auf WP-CLI als zentrales Verwaltungswerkzeug. Dieses ermöglicht es, Updates durchzuführen, Konfigurationen zu ändern und das Plugin- sowie Theme-Management zu steuern. Auch Datenbank-Operationen lassen sich damit effizient durchführen.

Um die Verwaltung weiter zu vereinfachen, entwickelte er einen eigenen Wrapper. Dieser erkennt WordPress-Installationen automatisch, konfiguriert WP-CLI entsprechend und ermöglicht eine vereinfachte Verwaltung über das Terminal. Die Integration von Ansible als übergeordnetes Werkzeug ermöglicht die zentrale Steuerung aller Container und die automatisierte Verteilung von Befehlen.

Die Verbesserungen durch diese Automatisierung sind beachtlich: Der Betriebsaufwand wurde deutlich reduziert. Neue WordPress-Instanzen können nun in etwa 8,5 Sekunden automatisch installiert werden. Updates und Sicherheitsverwaltung erfolgen zentral und effizient. Bei Problemen kann schnell reagiert werden. Zusätzlich wurden Self-Service-Funktionen für Kunden implementiert.

Ein besonderer Erfolg ist die Möglichkeit, kritische Updates über die gesamte Landschaft hinweg automatisiert auszurollen. Das System ist dabei so flexibel, dass bei Bedarf auch Rollbacks schnell durchgeführt werden können. Die nächtlichen Update-Routinen sorgen für eine kontinuierliche Wartung und Sicherheit der Installationen.

Die Transformation von einer manuell gepflegten zu einer automatisierten WordPress-Landschaft zeigt eindrucksvoll, wie klassische Linux-Systemadministration mit modernen Automatisierungswerkzeugen kombiniert werden kann. Das Ergebnis ist eine effizient skalierbare Infrastruktur, die trotz zentraler Kontrolle genügend Flexibilität für individuelle Kundenanforderungen bietet. Der Verwaltungsaufwand pro Installation sinkt dabei mit jeder weiteren Installation, was das System besonders wirtschaftlich macht.

Strukturiertes Lernen von WordPress – Ein didaktischer Ansatz

Rico Lüthi, ein erfahrener Informatiker und Medientechnologie-Spezialist, präsentierte seine Perspektive auf das Lehren und Lernen von WordPress. Mit seiner 25-jährigen Lehrerfahrung bringt er einen einzigartigen pädagogischen Blickwinkel in die WordPress-Community ein. Seine Lehrtätigkeit erstreckt sich über ein breites Spektrum von Zielgruppen: von Lehrlingen («Stiften») über Studierende an Hochschulen bis hin zu Teilnehmern in Klubschulen. Der Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit liegt im Bereich Programmierung, wobei er sich von den klassischen PAP-Diagrammen (Programmablaufpläne) bis hin zu modernen Technologien wie JavaScript entwickelt hat.

Sein Weg zu WordPress begann, als er die Plattform als ideales Werkzeug für das Lehren von Programmierkonzepten entdeckte. WordPress bot sich besonders gut an, um praktische Beispiele für Programmablaufpläne zu demonstrieren und theoretische Konzepte in die Praxis umzusetzen. Ein Kernaspekt seiner Präsentation war die Vorstellung von LearnWordPress.org, einer Initiative zur strukturierten Vermittlung von WordPress-Wissen. Diese Plattform bietet verschiedene Lernpfade an, die auf unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten sind:

  • Benutzerinnen und Benutzer
  • Designerinnen und Designer
  • Programmiererinnen und Programmierer
  • Mitwirkende/Contributors

Der Ansatz basiert auf dem Konzept des selbstgesteuerten Lernens, bei dem jeder Teilnehmer in seinem eigenen Tempo voranschreiten kann. Die Lernmaterialien sind systematisch aufgebaut und ermöglichen einen schrittweisen Aufbau von Kompetenzen, von grundlegenden bis zu fortgeschrittenen Konzepten.

Rico betonte die Bedeutung von praktischen Übungen und konkreten Beispielen im Lernprozess. Seine Methodik verbindet theoretisches Wissen mit hands-on Erfahrungen, was besonders wichtig für das Verständnis komplexer technischer Konzepte ist.

Die Initiative zielt darauf ab, eine Brücke zwischen verschiedenen Expertise-Levels zu schlagen und einen strukturierten Weg zur WordPress-Meisterschaft aufzuzeigen. Dabei wird besonderer Wert auf die Vermittlung von Best Practices und aktuellen Entwicklungen in der WordPress-Welt gelegt. Der Vortrag unterstrich die Wichtigkeit eines systematischen Lernansatzes in der WordPress-Community und zeigte, wie durch gut strukturierte Lernpfade und praxisnahe Beispiele der Einstieg in die WordPress-Entwicklung erleichtert werden kann.

Fazit

Die beiden Vorträge verdeutlichen die Vielseitigkeit der WordPress-Community und die verschiedenen Ebenen, auf denen mit WordPress gearbeitet wird. Aljoschas Vortrag zeigt, wie durch clevere Automatisierung und zentrale Verwaltung auch große WordPress-Installationen effizient betrieben werden können. Seine Lösung demonstriert eindrucksvoll, wie klassische Systemadministration und moderne Webentwicklung zusammenwachsen können.

Ricos pädagogischer Ansatz hingegen adressiert eine zentrale Herausforderung der WordPress-Community: Die strukturierte Vermittlung von Wissen. Sein Konzept der individualisierten Lernpfade macht WordPress für verschiedene Zielgruppen zugänglich und schafft einen nachhaltigen Weg zur Expertise.

Gemeinsam zeigen die Vorträge, dass WordPress weit mehr ist als nur ein Content Management System. Es ist eine Plattform, die sowohl hochprofessionelles Hosting im grossen Massstab als auch differenzierte Lernwege für verschiedene Interessengruppen ermöglicht. Die Kombination aus technischer Exzellenz und durchdachter Wissensvermittlung ist dabei ein Schlüssel für die nachhaltige Entwicklung der WordPress-Community.

Die Vorträge unterstreichen auch die Bedeutung von Automatisierung und strukturiertem Lernen als zwei wesentliche Säulen für die Zukunft von WordPress. Während die Automatisierung die technische Skalierbarkeit sicherstellt, gewährleistet die strukturierte Wissensvermittlung, dass das nötige Know-how in der Community wachsen kann.

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